Hochzeit nur mit veganem Essen?
Leser der Nürnberger Nachrichten stellen Alltagsfragen rund um das menschliche Miteinander.
Heute: Ein veganes Paar im Bekanntenkreis lädt zur Hochzeit ein und bietet bei der Feier ausschließlich veganes Essen an, weil alles andere gegen ihre ethischeÜberzeugung verstößt. Jetzt ist im Freundeskreis eine Diskussion entbrannt: Ist das in Ordnung oder zwingt man damit den nicht vegann Gästen etwas auf?
Es antwortet Knigge-Expertin Stefanie Frieser:
Grundsätzlich gilt die Etikette-Regel: Der Gast ist immer der Ranghöhere. Der Gastgeber drückt seine Wertschätzung gegenüber dem Gast aus, indem er Vorkehrungen trifft, dass der Gast sich so wohl wie möglich bei ihm fühlt. Im diesem Fall sollte das Paar den Nicht-Veganern unter denGästen die Möglichkeit geben, etwas anderes zu essen wählen zu können. Sie können für sich selbst entscheiden, vegan zu leben, es aber nicht andern oktroyieren. Das ginge nur, wenn man zu einer veganen Party einlädt. Da kann der Gast wählen, ob das etwas für ihn ist oder nicht.
Aber bei einer Hochzeitseinladung ist das etwas vollkommen anderes. In dem Fall sollte es darum gehen zusagen: „Wir freuen uns auf euch! Uns ist wichtig, dass ihr mit uns feiert und deshalb möchten wir auch alles tun, damit ihr euch bei uns wohlfühlt.“ Das Paar muss deshalb keinen halben Ochsen anbieten, sollte aber ein paar Kleinigkeiten für die Nicht-Veganer bereithalten. Dann kann man sagen: „Wir haben das Fleisch sehr reduziert, habt bitte Verständnis dafür.“ Wenn es aber wirklich streng vegan sein soll, dann muss man das vorher auf alle Fälle mitteilen. Dann kann man sich als Gast darauf einstellen oder zum Beispiel sagen: „Ich komme gerne vorbei, aber am Essen nehmeich nicht teil.“ Eine gute Möglichkeit wäre es, vielleicht nur einen Stehempfang zu machen oder in einem Restaurant zu feiern, in dem es die Möglichkeit gibt, à la carte zu bestellen. Damit gebe ich dem Gast respektvoll die Möglichkeit der persönlichen Wahl. Wenn ich in der Lage bin, die Perspektive zu wechseln und so zu erkennen, was ich mir an ihrer oder seiner Stelle wünschen würde, bin ich als Gastgeber auf der sicheren Seite. Natürlich gilt das auch für die Rolle des Gastes: Wenn mir in der Einladung ein veganes Fest angekündigt wurde und ich dem zugesagt habe, dann sollte ich mich darauf auch einlassen. Eigene Sachen mitzubringen wäre dem Gastgeber gegenüber ein Affront. Wertschätzender Umgang sollte immer in beide Richtungen funktionieren
Quelle: Nürnberger Nachrichten