Knigge Alltagsfrage: Umgang mit Körperbehaarung
Leser der Nürnberger Nachrichten stellen Alltagsfragen rund um das menschliche Miteinander.
Heute: „Muss ich mir die Beine enthaaren, wenn ich einen kurzen Rock im Büro trage?“
Es antwortet Knigge-Expertin Stefanie Frieser:
Laut der Kniggeregeln trägt man im klassischen Business generell Strümpfe — und wenn es im Sommer nur eine ganz dünne Strumpfhose ist. Darunter sollte, schon um den Strumpf zu schonen, aber auch wegen der eventuellen Sichtbarkeit, das Bein rasiert sein. Dasselbe gilt auch ohne Strümpfe, wenn man sich im privaten Umfeld befindet: Sobald Frau das Bein zeigt,sollten keine Haare sichtbar sein. So unbequem das klingt, am Arbeitsplatz komme ich an einem rasierten Bein und der dünnen Feinstrumpfhose nicht vorbei.
Gleiches gilt für die Achsel. Auch hier sollte man die Haare entfernen, wenn man ein Oberteil trägt, das die Achsel freilegt. In früheren Jahrzehnten mag das noch anders gewesen sein, aber inzwischen hat es sich in unserem Kulturkreis als Zeichen der Gepflegtheit etabliert, dass Achseln und Beine, sobald man sie zeigt, rasiert sind. Es geht dabei um die garantierte Nichtsichtbarkeit der Haare für mein Gegenüber. Das mag seltsam anmuten, ist aber gesellschaftlicher Konsens. Wenn meine Beine und Achseln bedeckt sind, muss ich natürlich nicht rasieren, wenn ich nicht möchte. Aber sobald ich mich in der Öffentlichkeit entblöße, sollten keine Haare zu sehen sein.
Für Männerbeine gilt im klassischen Businessbereich übrigens Ähnliches: Erstens trägt man(n) selbstverständlich eine lange Hose. Zweitens muss die Socke darunter lang genug sein, dass zwischen Hosensaum und Socke keine Beinbehaarung zu sehen ist. In einigen kreativen Berufen, wieder Mode- oder Werbebranche, mag es gerade in Mode sein, dass Männer ihre Hosen hochkrempeln und Schuhe ohne Socken tragen. Das ist ein modischer Trend, der in einem bestimmten Umfeld akzeptabel ist. Im klassischen Businessbereich aber nicht. Dort gilt für Männer die Regel. „Im Business zeigt man kein Bein!“ Die Prämisse, dem Gegenüber keine sichtbaren Beinhaare, beispielsweise unter dem Minirock, zuzumuten, gilt übrigens auch im privaten Umfeld. Auch hier ist also rasieren angezeigt. Für uns als Frauen scheinen diese Regeln den Männern gegenüber nachteilig, dafür haben wir aber in der Mode wesentlich mehr Gestaltungsfreiheiten.
Quelle: Nürnberger Nachrichten