Siezen oder Duzen?
Leser der Nürnberger Nachrichten stellen Alltagsfragen rund um das menschliche Miteinander.
Heute geht es um das Thema „Siezen oder Duzen?“. Unsere Leserin Claudia Krieger möchte gerne wissen: „Wenn ein Kind, das zum Beispiel von einem Nachbarn von klein auf geduzt wurde, größer wird und dann auch im Erwachsenenalter ist, wie soll mandieses dann ansprechen? Soll man ,Sie‘ sagen und den Vornamen benutzen oder es mit dem Nachnamen ansprechen? Und ab welchem Alter? Was empfehlen Sie?“
Es antwortet Knigge-Expertin Stefanie Frieser:
Grundsätzlich geht es hier um das Thema Augenhöhe. Wenn wir uns zurückerinnern — wie toll war das, als man uns zum ersten Mal gesiezt hat! Denn es bedeutet, dassman ernst genommen und respektiert wird. Und Respekt und Höflichkeit gebühren natürlich auch jüngeren Menschen.
Meistens hat man ja ein natürliches Gespür, ob man jemanden noch duzenkann oder schon siezen muss, das sich aus dem Verhalten, dem Auftreten ableitet. Ob jemand noch recht kindlich wirkt oder nicht.
Da können die Entwicklungsunterschiede bei jungen Menschen, die umdie 15, 16 Jahre alt sind, allerdings groß sein. Wenn ich mir unsicher bin, würde ich im Zweifelsfall immer lieber das Sie wählen.
Wenn ich den jungen Menschen schon lange kenne, ist es am allerbesten, offensiv damit umzugehen und es einfach anzusprechen und denjenigen zu fragen: „Soll ich jetzt besser ,Sie‘ sagen oder wollen wir beim ,Du‘ bleiben?“ Das „Du“ anzubieten, muss aber immer vom Älteren kommen. Und gilt natürlich auch in die andere Richtung, das heißt, man bietet an, selbst auch geduzt zu werden.
Die Form, jemanden beim Vornamen zu nennen und gleichzeitig zu siezen, das sogenannte „Hanseatische Du“, ist dabei eine sehr schöne Variante. Damit drückt man gleichzeitig Nähe, aber auch Respekt aus.
Quelle: Nürnberger Nachrichten